Freitag, 9. Januar 2015

Schreiben an Rosalie

Liebe Rosalie

Es würde mich sehr interessieren wie es dir momentan geht. Durch das unschöne Ende in Leo's Geschichte erfährt man das leider nicht. Dein Dasein erlischt von einem Moment zum nächsten. Ohne Todeskampf, Schmerz oder Übergang. Leo Richter, der Weltautor und dein Erschaffer, hört auf zu schreiben. Ich erwartete eine traurige Geschichte mit  traurigem Ende. Doch die abrupte Wendung machte mich fröhlich. Genau so fröhlich wie du es warst als er dich wieder jung gemacht hat. Freust du dich noch mal dein ganzes Leben vor dir zu haben? Was wirst du damit anfangen und wirst du etwas ändern oder anders machen? Du bekommst ein neues Leben geschenkt. Du hast die Chance aus deinen alten Fehlern zu lernen und aus Erkenntnissen und Erfahrungen von deinem alten "Ich" zu profitieren. Was wirst du wohl machen? Ich wüsste nicht was ich tun würde. Niemand kann das. Darum hat vielleicht auch Leo aufgehört zu schreiben.

Doch eigentlich ging es ja darum sich gegen oder für den Kampf zu entscheiden. Es ist eine schwere Entscheidung. Man kämpft in den sicheren Tod und stirbt auf den Knien. Ich wüsste wiedermal nicht was ich getan hätte. Doch wahrscheinlich hätte ich gekämpft. Doch um mich geht es hier nicht.

"Lieber stehend sterben, als auf den Knien leben." -Stéphane Charbonnier



In diesem Schreiben möchte ich vollenden, was Leo angefangen hat. Deine Lebensgeschichte hat mich berührt und nachdenklich gemacht. Ich kann deine Verzweiflung verstehen und möchte deine Entscheidungen gegenüber Leben und Tod auf keinen Fall in Frage stellen. Doch ich möchte deinem Leben ein würdiges Ende setzen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, es selbst in die Hand zu nehmen. Ich versuche nicht den Schreibstil oder die Erzählart von Daniel Kehlmann nach zu ahmen oder zu imitieren. Ich bin auch kein guter Autor. Ich bin eigentlich gar kein Autor. 

Und Rosalie? Sie geht die Strasse entlang, halb bewusstlos vor Freude. Sie kann es nicht fassen sie ist gesund und geheilt. Sie kann es nicht für sich behalten, sie läuft tanzend durch die Strassen und steckt die Leute mit ihrer Fröhlichkeit an. Erstmal die Kleider loswerden! Sie läuft in einen zufälligen Laden und schnappt sich die Kleider die sie will. Ihr leben sei zu kurz um bezahlen sagt sie und stürmt hinaus. Sie hat ihr ganzes Leben für andere geopfert und sich um andere gekümmert. Sie hatte 2 Männer in ihrem Leben und 3 Kinder zu erziehen, doch jetzt ist es vorbei. "Ich bin frei!" flüstert sie, "ich bin frei!" schrie sie, "ICH BIN FREI!", immer noch perplex von dem Gedanken. Sie will etwas sehen, sie will genau das machen was sie nie konnte und für was sie nie die Zeit hatte, und als sie die Zeit hatte wurde sie krank. Doch jetzt, jetzt wird sie ihr richtiges ich leben. Sie steigt ins nächste Flugzeug, mit sich trägt sie ausschliesslich ihr Handgepäck, nichts aus ihrer Vergangenheit. Sie weiss nicht wohin sie fliegt, es ist ihr auch egal. Denn wenn sie eines gelernt hat in ihrem Leben ist es, den Moment zu geniessen, sich für nichts und niemanden zu verbiegen und sein Leben leben wie man will und es für richtig hält. Denn in jedem Augenblick und Moment kann es vorbei sein.

Ich hoffe dieses kleine Ende gefiel dir. Ich schrieb es für dich.

Genau das will ich mir persönlich auch zu Herzen nehmen. Manchmal fällt einem das erst auf wenn man es nicht mehr hat. Doch man sollte es immer im Hinterkopf behalten und dankbar sein für dass, was man hat. Zufrieden sein mit dem Leben. Sich nicht immer an Sachen über sich orientieren, sondern auch mal realisieren wie gut man lebt und wie viele Menschen mit wesentlich wichtigeren Problemen zu kämpfen haben. Den Moment zu geniessen. Das machen was man für richtig hält. Seinen eigenen Weg gehen und sich von nichts und niemandem abhalten lassen.

Das sind alles Folgerungen die ich deiner  Geschichte entnehmen kann und für mich auf mein eigenes Leben übertragen kann und auch dir gerne auf deinen neuen Weg geben würde, Rosalie.

Ich wünsche dir viel Glück und nur das beste beim bestreiten deines neuen, zweiten Lebensweg.

Herzliche Grüsse

Dein Aurelius.

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